Szenisch geschickt (Regie: Georg Mittendrein) mit den Mitteln (also Telefon, Briefe, Selbstgespräche, eingeblendete Tonaufnahmen), die in einem Einpersonen-Musical möglich sind, und natürlich mit vielen kleinen Liedern, deren herzbeklemmende und zu Herzen gehende Wirkung wir zumindest seit Heine kennen. Doch auch Georg Kreisler ist ein großer Künstler seines oft unterschätzten Faches: Nicht nur mit dem berühmten und bekannten Kontrast vom ausbrechenden heiteren Frühling und der liebevolltödlichen Aufforderung: "Gehn wir Tauben vergiften Im Park", sondern beispielsweise auch mit dem Lied " Ich hab' dich zu vergessen vergessen" beweist Kreisler seine unnachahmliche Fähigkeit, gekonnt mit Worten zu spielen und auf kleinstem Raum viel sagen zu können. Das wird von Irene Budischowsky sehr souverän, variabel und mit schöner Stimme gesungen und von Sophie-Isabell Hauptmann einfühlsam am Klavier begleitet.Die Geschichte des Musicals ist - wie alle guten Geschichten schnell auf einen Nenner gebracht: Die Wienerin Lola Blau will ihr erstes Engagement in Linz antreten, doch ein Telegramm lässt die Karriereträume der Jüdin, die sich nie um Politik kümmerte, wie eine Seifenblase zerplatzen. 
 
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In der neutralen Schweiz, in Basel, verfehlt sie ihren Leo, spielt in Zürich Kabarett, um dann zu erfahren, dass sie binnen 24 Stunden das Land zu verlassen hat, ansonsten drohe die "polizeiliche Ausschaffung", und solche bürokratischen Wortungetüme sind es, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Lola kriegt ein Besuchervisum in die USA und macht dort ihre Karriere als Sängerin. Nach dem Krieg meldet sich Leo, den Lola "zu vergessen vergessen" hat und sie kehrt nach Wien zurück. Dort wird Leo schon wieder als Saujud beschimpft und auch Lola kriegt kein großartiges Theaterengagement, sondern singt ihre kleinen Lieder in einem Kabarett, das sich "Kaiserschmarrn" nennt. Soweit die Story, die so ist, wie es das Leben ist: banal, trivial, aber auch herzerwärmend, schmerzhaft und am Ende auch nicht ganz ohne Hoffnung.
Auffällt, das es Irene Budischowsky gelingt, das "Musical für eine Schauspielerin" mit einer beachtlichen Entwicklung und einer bemerkenswerten Steigerung zu versehen. So wird aus der leicht bekleideten und trällernden Soubrette des Jahres 1938 (im Hintergrund erklingt schmetternd und metallisch von Josef Schmidt" Heut'ist der schönste Tag in meinem Leben") der überzeugende Broadway-Star der vierziger Jahre und schließlich eine gereifte Frau im Wien der Nachkriegszeit.