Kritik

Heute Abend: Lola Blau
Premiere im Vogtland Theater Plauen 2001

Kleine Lieder mit doppeltem Boden

Es braucht schon etwas mehr als nur die plumpe Gnade der späten Geburt. Vielleicht Fantasie, bestimmt aber Sensibilität, Mitgefühl, die Fähigkeit, das Leid des anderen zu empfinden. Und ich habe mich bei der Lektüre von Feuchtwangers "Exil", Remarques "Die Nacht von Lissabon" oder "Transit" von der Seghers - um nur einige zu nennen oft gefragt, wie hättest du im Januar 1933 gehandelt, wenn plötzlich die Alternative hieß: alles stehen und liegen lassen und die Flucht ergreifen oder doch zu bleiben (weil nicht sein kann, was nicht sein darf), um dann doch in Auschwitz als Asche aus dem Schornstein zu fahren.
Das ist uns alles (zufällig!) erspart geblieben, aber ahnungsvoll nachempfinden muss man es schon können, sonst bleibt einem das Hintergründige, das Abgründige der nur scheinbar und auf den ersten Blick so amüsanten "Nummern-Revue" um die Sängerin Lola Blau versagt. Deren Leben in wenigen typischen Stationen und Situationen wurde am Samstag auf der kleinen Bühne des Vogtland Theaters in Plauen von Irene Budischowsky vorgeführt.

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